Die Braunbürstige Hosenbiene - Gut gekleidet beim Pollensammeln
Hosenbienen machen ihrem Namen alle Ehre: Die auffällig großen Haarbürsten an den Hinterbeinen der Weibchen erlauben Pollenansammlungen, die die Höschen anderer Bienen um einiges toppen. In Deutschland gibt es vier Arten von Hosenbienen und bis auf die Braunbürstige Hosenbiene Dasypoda hirtipes gelten sie alle als “sehr selten”. Doch auch D. hirtipes ist ihrerseits leider nur noch “selten” anzutreffen.
Hosenbienen brauchen wie so viele andere Wildbienen offene Bodenstellen bzw. sandige Standorte zum Nisten – in unserer Kulturlandschaft eine Seltenheit. Flugsand- und Lössgebiete bieten natürlichen Lebensraum, offene Kiesgruben oder sogar die Sandfugen zwischen Platten sind mögliche Alternativen. Sobald diese allerdings zuwuchern wird es schwierig für die Bienen. Wer in seinem Umfeld also für offene Bodenstellen sorgt, hilft der Mehrheit unserer über 500 Wildbienenarten, welche zum größten Teil im Erdreich nisten.
Das abgebildete Weibchen (Abb. 1 bis 3) wurde Anfang August 2020 in einem Berliner Garten in unmittelbarer Forstnähe (Stichwort: “Brandenburger Sande”) gesichtet und seitdem genießen die kleinen gelben Wildblumen in besagtem Garten Schutzstatus: Die Blüten der Gattung Leontodon ähneln denen des Gewöhnlichen Löwenzahns (Taraxacum officinale), nur in Klein, und wurden von der Gärtnerin als “Unkraut” angesehen, bis D. hirtipes an ihnen entdeckt wurde.
Die Flugzeit ist von Juli bis September. Mit 12 bis 17 mm sind diese Bienen relativ groß und die beladenen Pollenhöschen sind sogar im Flug sehr auffällig (Abb. 3). Die Männchen der Braunbürstigen Hosenbiene sehen im Feld denen der Morawitz-Hosenbiene zum Verwechseln ähnlich. Die Weibchen unterscheiden sich aber bei genauem Hinsehen z.B. in der dunkleren Haarfarbe der Vorder- und Mittelbeine – daher wohl auch die deutschen Bezeichnungen Braunbürstige bzw. Dunkelfransige Hosenbiene.
Der Pollen wird zunächst eingetragen und locker angehäuft und später mit Nektar zu Pollenkuchen geformt, die jeweils in einer Brutzelle mit einem Ei versehen werden. Die portionierten Pollenvorräte werden so gelagert, dass sie kaum den Boden berühren, auf drei kleinen “Füßchen”. Es wird vermutet, dass das gegen Feuchte und Pilzbefall hilft, denn anders als die Mehrheit der bodenbrütenden Wildbienen kleiden Hosenbienen ihre Brutzellen nicht extra aus. Die fertigen Brutkammern werden mit Erde verschlossen und erst im nächsten Jahr schlüpft die neue Generation.
Hosenbienen sind wirklich goldig anzuschauen und wir wünschen Ihnen für 2022 Gesundheit und das Glück, selber einmal einer Hosenbiene zu begegnen ( ;
Hosenbienen sind “oligolektisch”, das bedeutet: Nahrungsspezialistinnen. Bei der Pollensuche sind sie auf Arten bestimmter Pflanzenfamilien angewiesen. Dasypoda hirtipes sucht speziell Korbblütler (Asteraceae) auf. Namengebend sind bei diesen Blütenpflanzen die vielen kleinen Einzelblüten, die wie in einem “Körbchen” eng beieinandersitzen, im Randbereich oft mit auffälligen Blütenblättern, und in ihrer Gesamtheit das bildend, was Klein und Groß meist zeichnen, wenn sie eine “Blume” abbilden möchten: Nämlich die Korbblüten von beispielsweise Sonnenblume, Gänseblümchen und Margerite. Andere Hosenbienen bevorzugen z.B. Kardengewächse oder Skabiosen, in jedem Fall heimische Wildkräuter.
Hosenbienen bilden in Mitteleuropa nur eine Generation pro Jahr aus und überwintern im Boden, als Ruhelarven. Die ausgeschlüpften Weibchen graben für ihre Brut einen frischen Gang in die Erde, zunächst schräg und dann steil abfallend, von dem zahlreiche Brutkammern abzweigen. Der Aushub wird kegelförmig um den Eingang arrangiert.
Verfasserin: S. Lanckowsky