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Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous)

 

Er ist streng geschützt, lässt sich gerne von Ameisen adoptieren und hat deren Brut zum Fressen gern. Beim Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris nausithous, Syn.: Maculinea nausithous) ist der Name Programm, denn er sagt viel über seine besondere Lebensweise aus.

Der seltene, zu den Bläulingen (Lycaenidae) gehörende Falter hat eine Spannweite von 28-33 mm und fliegt von Juni bis August. Die Männchen zeigen eine dunkelblaue Flügeloberseite mit schwarzem Rand und schwarzen Flecken am Vorderflügel (Abb. 1), wohingegen die Weibchen dunkelbraun gefärbt sind. Beide Geschlechter zeigen eine dunkelbraune Flügelunterseite mit schwarzen Punkten (Abb. 2). Phengaris nausithous lebt auf Feuchtwiesen, auf denen seine Futterpflanze vorkommt, der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis). Man erkennt die 30-150 cm hohe Staude an den dunkelrot gefärbten Blütenköpfchen, deren kleine Einzelblüten dicht beieinanderstehen. Die Pflanze blüht von Juni bis September und dient dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling als Nektarquelle, Paarungs- und Eiablageort. Die Raupen des Ameisenbläulings fressen sich durch die Blütenköpfchen des Wiesenknopfs. Nach einer gewissen Zeit verlassen sie ihre Futterpflanze und lassen sich von Knotenameisen der Art Myrmica rubra (Abb. 3) in das Ameisennest verschleppen. Grund hierfür ist, dass die Raupen den typischen Nestgeruch der Ameisenart imitieren. Im Ameisennest ernähren sie sich räuberisch von der Ameisenbrut und vermutlich werden sie auch von den Arbeiterinnen gefüttert, die dafür mit einem zuckerhaltigen Sekret belohnt werden. Dort findet außerdem die Überwinterung der Raupen statt.

Die Schwesternart des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Phengaris teleius). Er ernährt sich ebenfalls vom Großen Wiesenknopf und zeigt eine sehr ähnliche Entwicklungsweise, da die Raupen sich von Myrmica rubra, aber auch von Trockenrasen-Knotenameisen (Myrmica scabrinodis) in ihr Nest bringen lassen.

Beide Bläulingsarten sind potenzielle Wirte für die Schlupfwespe Neotypus melanocephalus (Abb. 4), die zur Familie der Echten Schlupfwespen (Ichneumonidae) gehört. Diese Schlupfwespe legt ihre Eier gezielt in die Blütenköpfe des Großen Wiesenknopfs, um von dort die Bläulingsraupen zu befallen. Die Larven der Schlupfwespe können sich nur in den Raupen der beiden Bläulingsarten entwickeln und sind deshalb stark von deren Vorkommen abhängig.

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling wird auf der Roten Liste Baden-Württembergs als gefährdet eingestuft. Seine helle Schwesternart gilt hier sogar als vom Aussterben bedroht. Die Gründe für das Verschwinden beider Arten sind zahlreich: So wurden die meisten Feuchtwiesen durch Entwässerung ganz zerstört; oder sie werden zu häufig gemäht, was ebenfalls zum Verschwinden der Falter und ihrer Futterpflanzen führt. Zudem kommen die Wirtsameisen beider Arten nur in offenen Wiesen vor; sind diese zu dicht bewachsen verschwinden nicht nur die Ameisen, sondern auch die Ameisenbläulinge. Da die Fundorte im Großraum Stuttgart, den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen oder der Oberrheinebene wichtige Vorkommensschwerpunkte für Europa darstellen, gibt es in Filderstadt und im Hochschwarzwald besondere Artenschutzprogramme. Darunter zählt u.a. eine angepasste Bewirtschaftung der Feuchtwiesen, wie eine einmalig durchgeführte Mahd im Frühjahr. Denn der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling reagiert, im Gegensatz zu vielen anderen Arten, besonders empfindlich auf eine Mahd zwischen Mitte Juni und Mitte September (Wynhoff et al. 2011). Er ist also ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es auch bei einer naturschutzfachlich wünschenswerten Mahd Ende Juni ist, immer mindestens 10 % der Vegetation stehen zu lassen. Mehr zur Bedeutung und Anwendung der insektenschonenden Mahd finden Sie hier.

Bei der Betrachtung der komplexen Lebensweise des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings wird schnell klar, dass das Überleben dieser Schlüsselart von vielen Faktoren abhängt. Diese Zusammenhänge besser zu verstehen, kann dazu beitragen, den faszinierenden Schmetterling und alle mit ihm interagierenden Tiere und Pflanzen zu schützen.

Verfasserin: M. Renninger

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Bellmann, H. 2018. Der Kosmos Insektenführer. Kosmos, Stuttgart.
  • Pfeifer, M. A. 2013. Gefährdung und Ökologie der Wiesenknopf-Ameisenbläulingsarten Phengaris (Maculinea) nausithous und P. (M.) teleius (Lepidoptera: Lycaenidae) im Bruch zwischen Erpolzheim (Landkreis Bad Dürkheim) und Eyersheimermühle (Rhein-Pfalz-Kreis). Mainzer naturwiss. Archiv, 50, 371-382, Mainz.
  • Spohn, M., Golte-Bechtle, M., & Spohn, R. 2015. Was blüht denn da? Kosmos, Stuttgart.
  • Wynhoff, I., van Gestel, R., van Swaay, C. & van Langevelde, F. 2011. Not only the butterflies: managing ants on road verges to benefit Phengaris (Maculinea) butterflies. J Insect Conserv, 15, 189–206. https://doi.org/10.1007/s10841-010-9337-8


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