Glamouröse Gäste im Bienenhotel – Die Goldwespe Chrysura austriaca

Sicher sind Wildbienenhotels nur ein ganz kleines Puzzlestück, um die heimische Artenvielfalt zu erhalten. Zumal die weitaus meisten Wildbienen ihr Nest im Offenboden anlegen. Doch profitieren von Nisthilfen nicht nur die Bienen- und Wespenarten, die ihre Nester dort anlegen, sondern auch die zahlreichen Arten, die mit diesen Bewohnerinnen assoziiert sind (Abb. 1).

Abb. 1: Qualitätvolle Bienenhotels müssen weder aufwendig noch schön sein: Es reicht schon eine einfache Blechdose mit sauber vor den Knoten abgeschnittenen Schilfhalmen, um seltene und sogar gefährdete Arten wie die Natternkopf-Mauerbiene in großer Zahl anzuziehen. Foto: Sebastian Görn

Chrysura austriaca macht da keine Ausnahme: Kopf und mittlerer Körperteil - das Mesosoma - sind blau-grün gefärbt, der hinterer Körperteil - das Metasoma - ist rot-golden (Abb. 3). Der Kopf ist unterhalb etwas breiter als bei anderen Arten der Gattung Chrysura. Für eine Goldwespe ist Chrysura austriaca mit 8 -12 mm relativ groß. Anzutreffen ist die Art von Juni bis Anfang August.

Abb. 4: Die Natternkopf-Mauerbiene ist auf das Vorkommen des Natternkopfs  angewiesen, um dort Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Foto: Sebastian Görn

Entscheidend für das Vorkommen von Chrysura austriaca in einem Bienenhotel ist die Artzugehörigkeit ihrer „Vormieterin“. Denn bislang konnte die Entwicklung dieser Goldwespe nur in Nestern der Natternkopf-Mauerbiene (Hoplitis adunca, Abb. 4) und Waldrand-Mauerbiene (Osmia parietina) nachgewiesen werden, wobei letztere deutlich seltener ist. Wer also die Natternkopf-Mauerbiene in seinem Bienenhotel beherbergt, hat gute Chancen auch Chrysura austriaca bewundern zu dürfen (Abb. 5).

Abb. 6: Die auffällige Keulenwespe Sapyga quinquepunctata entwickelt sich in den Nestern verschiedener Löcher- und Mauerbienen. Foto: Sebastian Görn

Kleiner Tipp um Natternkopf-Mauerbienen und ihren Nachmieterinnen ein perfektes Heim zu bieten: Bevor Natternkopf-Mauerbienen zum nächsten anstrengenden Sammelflug losstarten, tanken sie gerne noch kurz Energie in der Sonne. Perfekt dafür ist ein sonnenexponiertes Stück Holz, das sich im Vergleich zu Stein, Plastik oder Metall nicht allzu sehr aufheizt (Abb. 7).

Abb. 2: Chrysura austriaca ähnelt mit ihrer metallisch blau-grünen Körpervorderhälfte und der rot-goldenen Körperhinterhälfte zahlreichen anderen Goldwespen. Foto: Sebastian Görn

Die glanzvollsten unter diesen Nachmietern sind zweifelsohne die Goldwespen (Chrysididae, Abb. 2). Von den circa 2.500 weltweit beschriebenen Arten sind bislang etwa 109 in Deutschland nachgewiesen (Wiesbauer et al. 2020). Goldwespen sind in ihrer Lebensweise hochspezialisiert, da sie sich in den Nestern anderer Stechimmen - also diverser Wespen und Bienen - entwickeln. Dabei fressen sie zunächst das Ei oder die Larve ihres Wirts und danach deren Nahrungsvorrat auf. Da ihre Wirte das natürlich nicht besonders lustig finden, sind Goldwespen durch ein besonders starkes Außenskelett geschützt, mit dem sie sich zur Verteidigung zu einer Kugel zusammenrollen können. Dieses Außenskelett ist zumeist metallisch-glänzend, wobei die Farbkombination blau-grün und rot-golden besonders häufig auftaucht.

Abb. 3: Typisch für Chrysura austriaca ist die Bindung an Nester der Natternkopf-Mauerbiene und  der deutlich selteneren Waldrand-Mauerbiene. Zudem ist die Art mit circa einem Zentimeter Körperlänge vergleichsweise groß. Foto: Sebastian Görn

Abb. 5: Die Goldwespe Chrysura austriaca lauert, um ihre Eier in die Nester der Natternkopf-Mauerbienen zu legen. Foto: Sebastian Görn

Und nicht nur Chrysura austriaca profitiert vom Vorkommen der Natternkopf-Mauerbiene! Auch die auffällige Keulenwespe Sapyga quinquepunctata entwickelt sich in deren Nestern und kann dort regelmäßig beobachtet werden (Abb. 6).

Abb. 7: Bevor sie zum nächsten Pollensammelflug starten, tanken Natternkopf-Mauerbienen bevorzugt kurz Energie in der Sonne. Foto: Sebastian Görn

Verfasser: S. Görn

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Westrich (2019): Die Wildbienen Deutschlands. Ulmer Verlag.
  • Wiesbauer et al. 2020: Die Goldwespen Mitteleuropas. Ulmer Verlag
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