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Grüner Scheinbockkäfer, 

Oedemera nobilis (Scopoli, 1763)



Ein besonders schillernder Wiesenbewohner ist der Grüne Scheinbockkäfer, der auf artenreichen Heuwiesen mit vielen Kräutern zu finden ist. Am liebsten sitzen die Käfer auf Doldenblüten, an denen sie sich von den Pollen ernähren (Koch, 1989). Da sie allerdings nicht wählerisch sind, nehmen sie auch Pollen von anderen Blüten als Nahrungsquelle an. Im Gegenzug leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Bestäubung der Pflanzen. Da alle Scheinbockkäfer dicht und fein behaart sind, bleibt der Pollen nach einem Blütenbesuch besonders gut an den Tieren hängen und wird zur Blüte der nächsten Pflanze gebracht. 

Insgesamt ähneln sie Bockkäfern, die man ebenfalls häufig auf Blüten im offenen Grünland findet, daher der Name Scheinbockkäfer. Allerdings sind die Scheinbockkäfer näher mit den Schwarzkäfern verwand, während die echten Bockkäfer zu den Blattkäferartigen gehören.


Abbildung 1: Der verdickte Schenkel dieses Männchens des Grünen Scheinbocks wird von der Blüte verdeckt. Gut zu erkennen sind aber die vielen feinen Härchen, die den Käfer fast unscharf erscheinen lassen. Foto: Sebastian Görn.

Die Larven des Grünen Scheinbockkäfers entwickeln sich innerhalb von Pflanzenteilen, insbesondere in abgestorbenen Stängeln und Wurzelhälsen von Krautigen Pflanzen, wie zum Beispiel kräftigen Disteln. Ihre Wachstumsphase verbringen sie somit endophytisch, gut geschützt durch die feste Hülle der vertrockneten Pflanzen. Um den Käferlarven genug Nahrung und einen Lebensraum zu bieten ist es daher wichtig, dass auch auf gemähten Wiesen kleine Flächen ungeschnitten stehen gelassen werden. Das kann zum Beispiel ein ungemähter Streifen sein, oder vereinzelte Inseln. Solche einjährigen kleinen Brachen können im nächsten Jahr wieder gemäht werden, in welchem eine neue Fläche an einer anderen Stelle ausgespart werden kann. So haben die Larven im Sommer genug Zeit das alte Pflanzengewebe zu fressen. Kommt der Herbst, ziehen sie um. Sie verlassen die Pflanzenstängel und graben sich den Boden ein, wo anschließend die Verpuppung stattfindet. Sie entwickeln sich zwar bereits im selben Jahr zu ausgewachsenen Käfern, allerdings verbringen sie den Winter weiterhin in ihrem unterirdischen Versteck. 

Ein anderer Name für den Grünen Scheinbockkäfer bezieht sich übrigens auf Familie der Oedemeridae, und lautet „Schenkelkäfer“. Das deutet auf die Besonderheit der männlichen Scheinbockkäfer hin, nämlich die stark verdickten Schenkel, die noch komischer aussehen als die Arme von Popeye dem Cartoon-Matrosen. Gäbe es ein Insekten-Fitnessstudio, würden sie also nie den sogenannten „Leg-Day“ überspringen.

Abbildung 2: Ein Weibchen des Grünen Scheinbockkäfers auf einer Hundsrose (Rosa canina L.). Anders als auf den gefüllten Blüten der Zierrosen die in vielen Gärten zu finden sind, gibt es hier frei liegenden Pollen die für Insekten zugänglich sind. Foto: Sebastian Görn.

Verfasser: T. Frenzel

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Koch, K., 1989–1991. Die Käfer Mitteleuropas Ökologie, Bände 1–3, Goecke & Evers, Krefeld.


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