Unser „heimisches Chamäleon“
Der Europäische Laubfrosch
(Hyla arborea)
Hyla arborea – klingt wie eine Schlange, oder? Hinter diesem wissenschaftlichen Namen steckt allerdings der harmlose, nur 3 bis 5 Zentimeter große, Europäische Laubfrosch. Er unterscheidet sich von anderen heimischen Fröschen durch seine auffallend hellgrüne Färbung, die glatte Haut und die beiden schicken, braunschwarzen Streifen, die sich auf beiden Seiten jeweils vom Nasenloch über die Augen bis zur Hüfte durchziehen (Abb. 1). Die von Tier zu Tier stark variablen Streifen sind unregelmäßig dick, oberhalb von einem hellgelben Rand gekrönt und am unteren Rand zum Bauch hin heller, teilweise fast weiß, verlaufend. Der Bauch des Froschs ist gekörnt weißlich gelb, die Zehen oben schmutzig grün, unten orange. Seine Augen fallen durch die gold und braun gesprenkelte Farbe und die waagrechten Pupillen auf. Was den kleinen Laubfrosch auch von anderen heimischen Amphibien trennt, ist seine Fähigkeit, sich mithilfe von sogenannten Haftscheiben an den Zehen, auch kopfüber an glatten Oberflächen wie Grashalmen festzuhalten. Weibchen sind in der Regel etwas größer als die Männchen und haben zudem eine blasse, weißgraue Kehlfärbung, während die Männchen am Hals eher gelb gezeichnet sind.
Nun haben wir viel über die Farbe gelernt, aber jetzt kommt das Beste: Er kann die Farbe wechseln!
Das kennt man ja mehr vom Chamäleon oder dem Oktopus, schön also, dass so etwas auch bei uns zu finden ist. Grundsätzlich dient dieser Trick der Tarnung, der Frosch macht seinen Look also von der Umgebung abhängig. Aber manchmal heben sie sich auch stark vom Untergrund ab, sprich, es gibt noch andere Faktoren, die über die Farbe des Frosches entscheiden. Das können Ernährung, Klima, Gemütszustand oder Kommunikation sein. Wenn ihm etwas peinlich ist, wird er allerdings nicht rot, seine Haut schafft eine Palette von Grün-, Braun- und Gelbtönen; auch schicke Flecken sind möglich. Das Geheimnis des Farbwechsels sind mit Farbpigmenten gefüllte Zellen (gelbe, weiße und schwarze Farbzellen) in der Haut, die das Licht auf unterschiedliche Weise brechen und so zu variierenden Färbungen führen. Wie kommt das mit dem Gemütszustand dann zustande? Die Umwelteinflüsse oder andere Reize verursachen entsprechende Signale, die zu Hormondrüsen gesendet werden. Die Drüsen können eine Kontraktion der schwarzen Farbzellen, bzw. der Pigmente darin verursachen, was wiederum die Hautfarbe verändert.
Wie sieht nun so ein Alltag im Leben eines Laubfrosches aus?
Nun, die kurze Antwort ist schlafend. Denn er ist vor allem in der Dämmerung aktiv. Nach der Winterstarre versammeln sich die Männchen zu einem Konzert aus vollen Kehlen an Teichen oder anderen kleinen Gewässern, um mit ihrem Gequake die müden Weibchen aus dem Schlaf zu singen. Es folgt ein nicht jugendfreies Gehabe und die Eiablage in jenen flachen, möglichst von Gestrüpp oder Ähnlichem geschützten Tümpel. Der Froschlaich wird zwischen April und Juni mit Höhepunkt im Mai gelegt. Anschließend hüpfen alle Frösche ihrer Wege auf der Suche nach Nahrung; häufig sind sie dann auch auf Feuchtwiesen zu finden. Mit ihren Akrobatikkünsten (diese Fähigkeit unterscheidet den Laubfrosch übrigens von anderen heimischen Fröschen) sind sie hervorragend im Jagen von Insekten oder Spinnen, dabei liegt der Reiz vor allem in der Bewegung. Ein dicker saftiger Käfer, der sich nicht bewegt, ist keine Beute für die flinken Frösche. Gleichzeitig können sie so ihren eigenen Fressfeinden wie Vögeln, Reptilien oder größeren Amphibien besser entwischen. Tagsüber verkriechen sie sich dann in feuchte Verstecke wie Totholz, Erdspalten oder unter Steinen. Manchmal schlafen sie auch auf einem Ast (Abb. 2). Jetzt, wo die Eltern nicht mehr da sind, ist die Zeit für den noch eiförmigen Nachwuchs gekommen. Die Entwicklungsdauer ist stark von der Temperatur abhängig, und kann daher zwischen den Laichballen in einem Tümpel variieren. Während ihrer Zeit als Kaulquappe nutzen sie ihren kräftigen Ruderschwanz, um Fressfeinen die Libellenlarven, Schwimmkäfern oder kleinen Fischchen zu entgehen. Beim Speiseplan sind Kaulquappen nicht wählerisch, je nach Größe grasen sie Einzeller und Algen von Grashalmen oder Steinen ab, sagen aber auch nicht Nein zu einem toten Fisch oder was sonst so an organischem Material zu finden ist. Nach zwei bis drei Monaten ist die Kaulquappe groß genug für die Metamorphose zum Frosch (Abb. 3).
Für ein Ökosystem spielt auch der Laubfrosch eine wichtige Rolle, da er sowohl als Insektenfresser deren Population reguliert und auch selbst eine wichtige Nahrungsquelle für größere Tiere darstellt. Amphibien reagieren sehr empfindlich auf Veränderungen ihrer Umgebung, daher sind sie gute Indikationen für eine stabile Qualität ihrer Lebensräume.
Wer die Population von Laubfröschen unterstützen möchte, kann sich einen kleinen, flachen Teich mit viel Schilf und Buschwerk anlegen, auch Totholz oder Steinhaufen sind wichtig, damit sich die adulten Tiere verkriechen können. Um auch die Beutetiere von den kleinen Fröschen anzulocken und ihnen zudem viele Klettermöglichkeiten zu bieten, sollte das Gras nur Zweimal im Jahr (und nie im Mai) gemäht werden, am besten in einer Höhe von mindestens 10 cm. Erfolg einer derartigen Maßnahme ist dann in lauen Sommernächten hörbar.
Verfasst von M. Werner