Der Spitzwegerich – Eine echte Wunderheilpflanze vom Wegesrand 

 

Egal, ob direkt in der Stadt oder auf dem Land – es ist im Sommer nahezu unmöglich, dem Spitzwegerich nicht tagtäglich über den Weg zu laufen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn gerade das Wachsen an ungünstigsten Wegesrändern ist seine besondere Spezialität. Umso erstaunlicher ist es, dass der Spitzwegerich wegen seiner zahlreichen Heilwirkungen lange Zeit als Mutter aller Heilpflanzen galt! Welche heilenden Eigenschaften das sind und wie ihr den Spitzwegerich im Gelände erkennen könnt, erfahrt ihr in unserem Wiesenbewohner des Monats August.

Abb. 2: Besonders wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung, wird der Spitzwegerich seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwandt. Bild: Sebastian Görn

Die Entwicklung der Blüte beginnt nach 25 Langtagen. Bei einem Langtag ist es mindestens 12 Stunden lang hell. Die Pflanze ist windbestäubt, profitiert aber dennoch durch die Befruchtung über pollensammelnde Insekten. Der Spitzwegerich blüht von Mai bis September. Die Wegeriche sind hart im Nehmen: Selbst auf Trittflächen wie Wege können sie sich halten, was sich in ihrem Namen widerspiegelt, der sich aus “weg” und “-rîch”(König) zusammensetzt. Beim Spitzwegerich kommen sogar gegen das berühmt-berüchtigte Totalherbizid Glyphosat resistente Typen vor.

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Abb. 1: Der Spitzwegerich wächst häufig am Wegesrand. Mit seinen länglichen gestreiften Blättern ist er unverwechselbar. Bild: Sebastian Görn

Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) ist ein typischer Bewohner von Wiesen und Weiden, findet sich aber auch an Wegrändern und Äckern. Die bis zu 40 cm langen lanzettförmigen Blätter wachsen grundständig in einer Rosette angeordnet (Abb. 1). Sie weisen fünf bis acht Längsnerven auf. Aus der Mitte der Rosette wächst nach 25 Langtagen ein 15-50 cm hoher fünffurchiger Blütenstängel. An dessen Ende findet sich eine kugelige Blütenähre (Abb. 2). Auf häufig gemähten Rasen nimmt der Spitzwegerich eine niedrigere Form an (Abb. 3).

Abb. 3: Die Blüten des Spitzwegerichs werden vor allem durch den Wind bestäubt. Bild: Sebastian Görn

Der Spitzwegerich zählt zu unseren klassischen Wildkräutern. Insbesondere junge Blätter aus dem Inneren der Rosette können nach dem Entfernen der Fäden zu Salat gegeben oder als Wildspinat verwendet werden. Beim Erhitzen entfalten die Blätter ein Pilzaroma. Junge Blütenknospen können wie Kapern eingelegt werden. Spätestens seit der Antike wird er als Heilpflanze verwendet: Klassisch wirkt ein Tee lindernd bei Reizhusten und Entzündungen in den Atemwegen. Der Pflanzensaft hat eine antibakterielle Wirkung und beschleunigt die Blutgerinnung und eignet sich daher zur Behandlung kleiner Wunden. Er lindert den Juckreiz bei Insektenstichen, hilft nach dem Kontakt mit Brennnesseln (Urtica ssp.) und bei entzündlichen Veränderungen der Haut. Die Samen finden als leichtes Abführmittel Verwendung. Dabei ist der Spitzwegerich ein gut bekömmliches Arzneimittel.

 

  • Düll, Ruprecht., Kutzelnigg, Herfried. 2011: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder: die häufigsten  mitteleuropäischen Arten im Porträt. Germany: Quelle & Meyer.
  • Schmeil, Otto., Seybold, Siegmund., Fitschen, Jost. 2011: Die Flora  Deutschlands und der angrenzenden Länder: ein Buch zum Bestimmen  aller wildwachsenden und häufig kultivierten  Gefäßpflanzen. Germany: Quelle & Meyer.
  • Bäumler, Siegfried. 2012: Heilpflanzenpraxis heute: Heilpflanzenportraits. Germany: Elsevier, Urban und Fischer.
  • Beiser, Rudi. 2017: Wildkräuter: Von der Wiese auf den Teller - mit 42 vitalen Rezepten. Germany: Trias.

Verfasser: B. Sampalla