Tagpfauenauge Aglais io

Unser Wiesenbewohner des Monats Oktober gehört zu den auffälligsten und schönsten Schmetterlingen in Europa. Besonders markant sind seine vier Augenflecken auf den Flügeln, die ihm seinen Namen verleihen. Sie dienen den auffällig langlebigen Faltern (bis zu 11 Monate Lebenszeit) als effektive Abschreckung gegen Fressfeinde. Im zusammengeklappten Zustand sehen die Flügel noch wie dürre Blätter aus und sind somit die optimale Tarnung. Fühlen sich Tagpfauenaugen jedoch ertappt, so zeigen sie in einem speziellen Bewegungsmuster blitzartig Ihre Augenflecken (Abbildung 1), die so manche Vögel an die Augen eines Raubtieres erinnern und zur panischen Flucht bewegen. Bei uns Menschen funktioniert dieser Trick meistens nicht, und so können wir die roten, blauen und gelben Farben der Flügel, die Im Sonnenlicht intensiv leuchten, mit Staunen beobachten.

Eine weitere Besonderheit des Tagpfauenauges ist seine Fähigkeit, den Winter in einem Zustand der Kältestarre zu überdauern. Diese Überwinterungsstrategie ermöglicht dem Schmetterling, bereits im frühen Frühling aktiv zu sein, sobald die ersten wärmenden Sonnenstrahlen erscheinen und auch andere frühe Schmetterlinge wie Zitronenfalter und Taubenschwänzchen fliegen.

Abbildung 2: Ein Tagpfauenauge sonnt sich auf dem Arm seines Beobachters. Foto: Raphaëlle Gladieu

Die Art ist in Deutschland nicht gefährdet. Allerdings besteht ein gewisses Risiko durch die Spezialisierung auf Brennnessel als Nahrungspflanze. Wo diese verschwindet, verschwindet auch das Tagpfauenauge. Wer also etwas für die Erhaltung des Tagpfauenauges tun möchte, sollte Brennesselbestände im Garten stehen lassen. Damit wird nebenbei noch vielen weiteren Brennnesselfressern wie dem Admiral und dem Kleinen Fuchs, beide ebenfalls aus der Familie der Edelfalter, geholfen.

Als erwachsene Schmetterlinge sind die Tagpfauenaugen weniger wählerisch und wurden bereits auf mehr als 200 verschiedenen Nektarpflanzen registriert. Zur Unterstützung im eigenen Garten genügt hier also unsere Faustformel: Bunte Wiese!

Abbildung 1: Das Tagpfauenauge auf einem Gänseblümchen in Abwehrhaltung, wobei es seine roten Flügel mit den großen Augen zeigt. Das Foto wurde im botanischen Garten der Uni Hohenheim geschossen. Foto: Jannik Wagner

Da das Tagpfauenauge relativ häufig ist, kann man es in der Natur leicht beobachten. Dazu braucht es nicht mehr als einen Spaziergang durch naturnahe Gärten, Waldränder, Wiesen und Parks. Da die Art in zwei Generationen fliegt, hat man dafür von März bis Anfang Oktober Zeit. Die Schmetterlinge sind leicht zu erkennen und verhalten sich recht zutraulich, sodass sie sich oft auch aus nächster Nähe betrachten lassen (Abbildung 2). Hilfreich ist es, sich an sonnigen Tagen auf die Suche zu begeben, da die Schmetterlinge besonders dann aktiv sind.

Die Raupen des Tagpfauenauges sind weniger auffällig als die erwachsenen Falter, können jedoch relativ einfach an der schwarzen Färbung mit weißen Punkten und den langen Stacheln erkannt werden (Abbildung 3). Der größte Beobachtungserfolg ist an älteren Brennesselbeständen im Halbschatten zu erwarten. Hier tun sich meist mehrere Raupen zu einer Wohngemeinschaft zusammen und überspinnen gleich mehrere Nahrungspflanzen mit einem Gespinst. Zur Verpuppung zerstreuen sich die Raupen dann wieder und spinnen ihren Kokon z.B. an Pflanzenstängeln.

Abbildung 3: Die Raupe des Tagpfauenauges an ihrer Lieblings-Nahrungspflanze: der Brennnessel. Foto: NABU/Sonja Esser

Verfasser:  Jannik Wagner