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 Totenkopfschwärmer Acherontia atropos – Die Giganten aus der Erde

Sobald es dunkel wird, erheben sie sich aus der Erde. Hungrig fliegen sie los, um Unschuldige zu täuschen und zu berauben. Im Mondschein leuchtet der Totenkopf auf ihrem Rücken. Eine Horrorgeschichte? Todesboten? Das Schweigen der Lämmer (Abb. 4) Totenkopfschwärmer sind sagenumwoben, doch vielmehr fantastische, große Nachtfalter mit einer interessanten Lebensweise. 


Nichts ahnend buddelte ich Anfang August im Kartoffelbeet herum und sah dort eine Schmetterlingspuppe monströsen Ausmaßes (Abb. 1). Noch nie habe ich eine so große Puppe gesehen und ich hatte auch keine Ahnung, dass Schmetterlinge sich in der Erde verpuppen. Sind ihre Flügel nicht viel zu empfindlich dafür? Mein Forschergeist war geweckt! Die über 6 cm lange Puppe zappelte wild mit dem Hinterteil umher, als ich sie behutsam in einer Schachtel verstaute, um sie zuhause näher zu untersuchen. Mit den Anhaltspunkten von Fundort und Größe konnte ich schnell herausfinden, dass es sich hierbei um einen Totenkopfschwärmer aus der Schmetterlingsfamilie Sphingidae, zu deutsch Schwärmer, handeln muss. 

Abbildung 2: Totenkopfschwärmer an einem Baum. Die namensgebende Zeichnung auf dem Thorax ist gut zu erkennen. Bild: BetacommandBot

Die beeindruckenden Nachtfalter verdanken den Namen Totenkopfschwärmer ihrer an einen blassgelben Totenkopf erinnernden Zeichnung auf dem dunklen Thorax, also dem „Schulterbereich“ zwischen ihren Flügeln (Abb. 2). Ihre Vorderflügel sind auf der Oberseite dunkelbraun und grau gezeichnet, dazwischen zwei gezackte, weiße Linien. Ihre Hinterflügel, sowie die Unterseite aller vier Flügel leuchten in einem kräftigen, dunklen Gelb mit schwarzen Zeichnungen. Könnte diese Färbung, die bei jedem Tier etwas anders aussehen kann, mit der ungewöhnlichen Lebensweise der Falter zu tun haben? Ihre verhältnismäßig kurzen Saugrüssel verwehren ihnen oft den Blütennektar, daher begeben sich die Falter auf der Suche nach Nahrung in große Gefahr: Sie dringen in die Stöcke von Honigbienen ein, um dort Honig und Nektar zu stehlen. Doch wieso verjagen die Bienen den Eindringling nicht? So sehr ähnelt er einer Biene ja nun auch nicht… Wie alle Insekten, verwendet auch der Totenkopfschwärmer sogenannte Pheromone, also chemische Substanzen, um sich in diesem Falle zu tarnen, sodass er wie eine Biene riecht und von ihnen nicht als Feind wahrgenommen wird. 

Abbildung 3: Die Raupe des Totenkopfschwärmers ist neben der Größe gut an dem blau-türkies farbenen Muster erkennbar. Foto: Erik Streb

Abbildung 1: Die etwa 7 cm lange Puppe eines Totenkopfschwärmers. Bild: Maria Werner

Ein weiteres ungewöhnliches Verhalten ist der Wanderflug, den man eher von Vögeln kennt. Wider ihres sehr robusten, nahezu plüschigen Körpers lieben die Tiere die Hitze, so machen sie sich jedes Jahr vor Einbruch des Winters gen Süden auf nach Afrika, wo die Paarung stattfindet. Anschließend machen sie sich erneut auf die Beschwerliche Reise zurück nach Europa. Die ersten Totenkopfschwärmer sind etwa ab April wieder bei uns zu beobachten (natürlich nachts), während des Flugs sind die Eier gereift und können (am liebsten auf Kartoffelpflanzen) abgelegt werden, sofern sie so früh schon welche finden. Alternativ akzeptieren sie auch andere Nachtschattengewächse wie Auberginen, Schwarze Tollkirschen oder den Schwarzen Nachtschatten. Auch andere Pflanzenfamilien sind auf dem Speiseplan der polyphagen Raupen, doch am liebsten mögen sie Kartoffeln. Zum Zeitpunkt des Schlüpfens sind die Raupen grünlich gelb bis orange oder braun gefärbt mit bläulichen Streifen und dunklen Punkten und nur 6 mm lang (Abb. 3). An ihrem Hintern haben sie einen knapp 3 mm langen Stachel, ein sogenanntes Analhorn, das für alle Schwärmerraupen ein typisches Merkmal ist. Schmetterlingsraupen müssen sich mehrmals häuten, um wachsen zu können und mit jeder Häutung sind sie in einem neuen Entwicklungsstadium, das sich durch Größe und teils Färbung erkennen lässt. Am Anfang des fünften und letzten Raupenstadiums sind sie bis zu 7 cm lang, haben ihre größe also mehr als verzehnfacht. Bis zur Verpuppung wachsen sie noch um ein großes Stück, sodass sie am Ende des Entwicklungsstadiums bis zu 15 cm lang werden, fast so groß wie eure Hand! Bis sie dort angelangt sind, vergehen etwa acht Wochen und sie müssen Kälteeinbrüchen, schädlingsbekämpfenden Eskapaden oder Fressfeinden trotzen. Letztendlich verpuppen sich die Raupen in der Erde für etwa einen Monat. Ich bin gespannt, wie mein Totenkopfschwärmer dann aussieht und vor allem klingt! Der von mir Anfang August gefundene Totenkopfschwärmer schlüpfte bisher leider noch nicht, ich hoffe die kälteempfindliche Puppe überlebt den Winter. Wenn er noch schlüpft, dann tut er dies quietschend und piepsend! Denn diese ungewöhnlichen Schwärmer sind in der Lage, mit ihrem Saugrüssel Geräusche zu erzeugen. Dies tun sie beim Schlupf und wenn sie aufgeregt sind. Hört euch das unbedingt mal an!
 

Abbildung 4: Bekannt vom Cover des Films Das Schweigen der Lämmer. Foto: Maria Werner

Verfasserin: M. Werner

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