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Mit Schutzgeld zur vollen Blütenpracht – Die Zaun-Wicke (Vicia sepium)

 

Die Zaun-Wicke gehört auf den ersten Blick eher zu den unscheinbaren Bewohnern unserer Wiesen und Wegränder; doch auf den zweiten Blick hat es dieses „Mauerblümchen“ faustdick hinter den Ohren: So sind Nektar und Pollen ihrer Blüten nicht nur einem exklusiven Club an Gästen vorbehalten, sondern sie hält sich sogar eine eigene „Security“ um diese Blüten vor Räubern zu schützen.

Ihre Toleranz gegenüber überdüngten Böden erlaubt es der Zaun-Wicke auch in unseren Städten und auf den sonst eher artenarmen Fettwiesen Fuß zu fassen; ansonsten ist sie vor allem an Waldrändern und in Laubmischwäldern zu finden. Man erkennt sie rasch an den meist zwei- bis vierblütigen Schmetterlingsblütenständen in Kombination mit gefiederten Blättern (Abb. 1), welche neben Ranken auch vier bis acht Paar länglich-ovaler oder eiförmiger Fiederblättchen besitzen (Abb. 2). Die Hauptblütezeit liegt zwischen Mai und Juni.

Abbildung 1: Zaun-Wicke Vicia sepium Foto: Sebastian Görn
Abbildung 2: Zaun-Wicke an schattigem Wegesrand Foto: Sebastian Görn
Abbildung 4: Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) Foto: Sebastian Görn
Abbildung 6: Zaun-Wicken-Sandbiene (Andrena lathyri) Foto: Andreas Haselböck
Abbildung 3: Ackerhummel (Bombus pascuorum) an den Blüten einer Zaun-Wicke Foto: Sebastian Görn
Abbildung 5: Ameise trinkt Nektar an extrafolarem Nektarium einer Zaun-Wicke Foto: Sebastian Görn
Abbildung 7: Frühlingsplatterbsen-Samenkäfers (Bruchus atomarius) bedeckt mit Blütenpollen Foto: Andreas Haselböck

Die Blüten der Zaun-Wicke sind bei Bienen heißbegehrt, doch sind ihre Blüten so gebaut, dass nur kräftige, langrüsselige Bienen wie Hummeln (Bombus, Abb. 3), Pelzbienen (Anthophora, Abb. 4) und Langhornbienen (Eucera) an den Nektar gelangen können. Durch diesen exklusiven Zugang zu ihren Blüten, bindet die Zaun-Wicke eine kleine Gruppe von Arten an sich und erhöht so ihre Bestäubungsrate. Doch ihr reiches Nektarangebot lockt auch Begehrlichkeit bei Arten, die nicht an den Nektar gelangen können. Deshalb wird die Zaunwicke besonders häufig das Opfer von „Nektarraub“: Dabei werden die Blüten von der Seite angestochen, ohne dass eine Bestäubung der Blüte erfolgt.

Um sich vor Nektarräubern und vor allem Fressfeinden zu schützen, hat die Zaun-Wicke eine geniale Strategie entwickelt. Sie besitzt auf ihren Nebenblättern sogenannte extraflorale Nektarien. Dies sind Nektardrüsen die auch außerhalb der Blüte Zuckersaft bereitstellen. Mit diesem Zuckersaft werden Ameisen angelockt (Abb. 5), welche die Pflanze vor Schädlingen aller Art schützen. Ähnliche Anpassungen sind beispielsweise von Akazien bekannt, die Ameisen extra Nahrung und Wohnraum bieten, damit diese ungebetene Gäste fernhalten.

Von besonderer Bedeutung ist die Zaunwicke für die Zaun-Wicken-Sandbiene (Andrena lathyri, Abb. 6) und die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens), die beide nahezu ausschließlich die Nahrung (Pollen) für ihren Nachwuchs an den Blüten der Zaun-Wicke sammeln.

Aber auch deutschlandweit stark gefährdete Arten wie die Sandbienen Andrena chrysopyga und Andrena decipiens sowie die Wand-Pelzbiene Anthophora plagiata, und sogar die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Schwarze Mörtelbiene Megachile parietina, sind auf die Zaun-Wicke für die Versorgung ihres Nachwuchses angewiesen.

Natürlich ist die Zaun-Wicke nicht nur für Bienen von Bedeutung. Beispielsweise entwickeln sich an ihr auch die Larven des Frühlingsplatterbsen-Samenkäfers (Bruchus atomarius, Abb. 7) und der Braunen Tageule (Euclidia glyphica, Abb. 8).

Die Zaun-Wicke taucht gerne unverhofft in Gärten und Siedlungen auf Wiesen, Beeten und an Gehwegen auf. Häufig wird sie dann von Gärtnern als „Unkraut“ entfernt. Dabei sollten gerade Gärtner die Zaun-Wicke besonders schätzen, da sie als Schmetterlingsblütler in der Lage ist Nährstoffe im Boden zu binden. Wer die Zaun-Wicke in seinem Garten oder seiner Wiese also einfach wachsen lässt, tut somit nicht nur der Natur, sondern auch seinen Pflanzen etwas Gutes!

Abbildung 8: Braune Tageule (Euclidia glyphica) Foto: Andreas Haselböck

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Rheinheimer, J. & M. Hassler 2018. Die Blattkäfer Baden-Württembergs. Kleinsteuber Books, Karlsruhe.
  • Westrich, P. 2018. Die Wildbienen Deutschlands. Ulmer Verlag, Stuttgart.

 

Verfasser: S. Görn

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