Spezialistin für Glockenblumen
Die Braunschuppige Sandbiene
Der Name “Braunschuppige Sandbiene” (Abb. 1) klingt zwar nicht sehr spektakulär, beschreibt unsere Wiesenbewohnerin des Monats aber sehr treffend. Denn bei näherem Hinsehen lassen sich die für die Weibchen der Braunschuppige Sandbiene (Andrena curvungula) typischen Merkmale (Abb. 2) gut erkennen: Auf der Oberseite des Vorderkörpers haben sie statt der sonst für Sandbienen typischen langen, flauschigen Haare sehr kurze und schuppenartig verbreiterte rotbraune Haare. Der Hinterleib ist sehr schwach behaart, nur auf dem Endrand der einzelnen Segmente sind helle Haarbinden zu erkennen. Zusätzlich tragen sie an der Spitze des Hinterleibs eine Endfranse aus rötlich-braunen Haaren. Neben der Braunschuppigen gibt es noch die ähnlich aussehende Grauschuppige Sandbiene (Andrena pandellei), bei diesen sind die Schuppenhaare gräulich-braun und die Endfranse dunkelbraun gefärbt. Diese Merkmale gelten jedoch nur für die Weibchen; Männchen der Braun- und Grauschuppigen Sandbienen fehlen diese besonderen Haare und sie sind in der freien Natur kaum von anderen Sandbienenmännchen zu unterscheiden.
Braunschuppige Sandbienen sind etwa 13-14 mm groß und damit nur wenig kleiner als Honigbienen (Abb. 3). Im Gegensatz zu den staatenbildenden Honigbienen (ein Nest mit einer Königin und mehreren tausend Arbeiterinnen) sind Braunschuppige Sandbienen solitär (jedes Weibchen gräbt ein kleines Nest in den Boden, legt Eier und versorgt nur ihren eigenen Nachwuchs mit einem eiweißreichen Proviant aus Pollen als Nahrung), auch wenn sie häufig in Kolonien nebeneinander nisten. Zudem sind sowohl die Weibchen der Braun- als auch der Grauschuppigen Sandbiene auf Pollen von Glockenblumen (Verschiedene Arten der Gattung Campanula) spezialisiert und sammeln nahezu ausschließlich Pollen an Glockenblumen (Abb. 4) und gelegentlich Teufelskrallen, die ebenfalls zu den Glockenblumengewächsen gehören, als Nahrung für ihre Nachkommen. Die Bienen lassen auch auf Blüten anderer Pflanzen wie zum Beispiel dem Wiesen-Storchschnabel (Abb.1) beobachten, dort trinken sie jedoch nur den Nektar, die Schienenbürste mit der sie den Glockenblumenpollen transportieren, ist dann leer.
Die Braunschuppige Sandbiene ist in Deutschland weit verbreitet, vor allem im Süden bis auf Höhen von 800 m, jedoch nur mäßig häufig und wird auf der Roten Liste in Kategorie 3 (gefährdet) eingestuft. Ihr bevorzugter Lebensraum sind zum Beispiel Magerrasen, Weinbergbrachen, Trockenhänge sowie sonnenbeschienene Waldränder mit Beständen an Glockenblumen. Auch im Siedlungsbereich (Abb. 4) können Braunschuppige- und Grauschuppige Sandbiene an Glockenblumen beobachtet werden, in denen sie auch häufig ruhen. Als Nistplatz sollten dann aber in der Nähe locker bewachsene Böschungen oder Feldraine vorhanden sein, in denen die Weibchen ihre Nester graben können. Zu beobachten sind beide Sandbienenarten nur von Mitte Mai bis Ende Juni. Danach sterben sowohl Weibchen als auch Männchen und nur die von dem Weibchen mit dem Glockenblumenpollen-Vorrat versorgten Bienenlarven überwintern in ihrem unterirdischen Nest und erscheinen im Mai des folgenden Jahres als nächste Generation um erneut auf die Suche nach blühenden Glockenblumen zu gehen.
Literatur zum direkt Nachlesen
- Westrich, P. 2019. Die Wildbienen Deutschlands, 2. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart.
- Scheuchle, E., Schwenninger, H.R., Burger, R., Diestelhorst, O., Kuhlmann, M., Saure, C., Schmid-Egger, C., Silló, N. (2023): Die Wildbienenarten Deutschlands – Kritisches Verzeichnis und aktualisierte Checkliste der Wildbienen Deutschlands (Hymenoptera, Anthophila). Anthophila (1)
- Webseite der Kompetenzzentrum Wildbienen gGmbH
Verfasserin: S.Bigalk