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Prächtiger Feuchtwiesenbewohner

Das Breitblättrige Knabenkraut

(Dactylorhiza majalis)

 

Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) ist eine von etwa 90 Orchideenarten, die in Deutschland vorkommen. Es besitzt grüne Laubblätter, die auf der Oberseite meist markante violettbraune Flecken aufweisen (Abb. 1). Die im frühen Frühjahr sprießenden unteren Laubblätter sind länglich-oval, wohingegen die oberen Blätter schmaler und lanzettförmig sind. Kräftigere Pflanzen bilden nun einen 15 bis 55 cm hohen Blütenstand. Die Blüten sind kräftig purpurrot (Abb. 2) bis purpurlila (Abb. 3) gefärbt und weisen ein sehr variables Muster aus dunkelvioletten Linien, Punkten und Kreisen auf. Die Blütezeit ist von Mai bis Juli; ab Juli beginnt dann die Samenreife. Wie bei vielen Orchideen sind die Samen sehr klein und fast staubartig. Dadurch können sie bis zu 10 km weit mit dem Wind transportiert werden. Durch ihre geringe Größe besitzen die Samen jedoch kaum Nährstoffvorräte und sind für eine erfolgreiche Keimung auf das Vorhandensein bestimmter Symbiosepilze angewiesen. Erst dann kann die Bildung der Wurzelknolle gelingen.

Das Breitblättrige Knabenkraut gehört zu den sogenannten Geophyten und bildet zwei fingerartig verzweigte Wurzelknollen aus, weshalb es auch als Breitblättriges Fingerkraut bekannt ist. Aus einer der Wurzelknollen treibt die Blüte aus. Nachdem diese verblüht ist, stirbt diese Knolle ab und eine neue zweite Wurzelknolle wird gebildet. Auf diese Weise kann die Pflanze recht alt werden.

Das Breitblättrige Knabenkraut ist vor allem auf sonnigen Standorten auf nicht zu intensiv bewirtschafteten Feucht-, Nass- und Streuwiesen sowie Niedermooren zu finden und kann dort auch große Bestände bilden (Abb. 4). Es ist vor allem in Zentraleuropa verbreitet, wodurch auch Deutschland eine hohe Verantwortlichkeit für den Schutz dieser Art zukommt. Wie bei vielen anderen Orchideen auch, sind die Bestände an vielen Standorten in den letzten Jahrzehnten stark rückläufig, weshalb es auf der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft wird. Das Breitblättrige Knabenkraut leidet vor allem durch den Verlust bzw. der Veränderung seines Lebensraums, da viele Feuchtwiesen trockengelegt und/oder intensiver genutzt wurden. Viele Orchideenarten sind auf magere Böden mit einem geringen Stickstoffgehalt angepasst. Durch vermehrtes Düngen und den Stickstoffeintrag über die Luft verschwinden viele Orchideen zunehmend aus der Landschaft. Da das Breitblättrige Knabenkraut diesbezüglich etwas toleranter ist, ist es auch heute noch an geeigneten Standorten in größeren Beständen zu finden. Aber auch viele andere Pflanzenarten wie Trollblume (Abb. 5), Sumpfdotterblume (Abb. 6)  und Sibirische Schwertlilie (Abb. 7) sowie auf Feuchtwiesen spezialisierte Brutvögel wie Kiebitz, Großer Brachvogel und Braunkehlchen sind auf den Erhalt dieser Lebensräume angewiesen.

Verfasserin: S.Bigalk

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. &  Wörz, A. (1998): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs Band 8. Ulmer Verlag, Stuttgart. ISBN: 3-8001-3359-8

  • Abb. 1: Das Breitblättrige Knabenkraut wird 15 bis 55 cm hoch. Die Blätter sind meist dunkelviolettbraun gefleckt und die Blüten purpurrot bis purpurviolett gefärbt.   Foto: Sonia Bigalk

  • Abb. 2: Die Blüten des Breitblättrigen Knabenkrauts weisen ein variables Muster aus dunkelvioletten Strichen, Kreisen und Punkten auf die von Blüte zu Blüte variieren. Der Stängelbereich um den Blütenstand ist oft braunrot bis purpurn überlaufen. Foto: Sonia Bigalk

  • Abb. 3: Purpurvioletter Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrauts. Foto: Sonia Bigalk

  • Abb. 4: Das Breitblättrige Knabenkraut wurde durch die starken Bestandsrückgänge in den letzten Jahren auf der Roten Liste Deutschlands als gefährdet eingestuft. An geeigneten Standorten, wie zum Beispiel dieser Feuchtwiese im Schwarzwald, kommen aber auch noch Bestände mit über hundert Individuen auf kleiner Fläche vor. Foto: Sonia Bigalk
  • Abb. 5: Die Trollblume (Trollius europaeus) kann häufig auch an Standorten des Breitblättrigen Knabenkrauts beobachtet werden, da sie zur selben Zeit blüht und ebenfalls auf Feuchtwiesen vorkommt. Foto: Sonia Bigalk


  • Abb. 6: Sumpfdotterblumen (Caltha palustris) sind in Europa, Asien und Nordamerika weit verbreitet und häufig entlang von Gewässerrändern, Auwäldern, Gräben und Sumpfwiesen zu finden. Foto: Sonia Bigalk


  • Abb. 7: Die Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) ist ebenfalls auf sonnenbeschienene, eher feuchte Standorte angepasst. Zusätzlich ist sie eine beliebte Zierpflanze. Auf Nass- und Streuwiesen gedeiht sie ebenso wie das Breitblättrige Knabenkraut. Foto: Sonia Bigalk