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Rotpelzige Kulturfolgerin

Die Fuchsrote Lockensandbiene (Andrena fulva)

Fuchsrote Lockensandbiene, Rotpelzige Sandbiene oder Fuchsrote Sandbiene, unsere Wiesenbewohnerin des Monats ist im Deutschen gleich unter mehreren Namen bekannt. Wie auch der wissenschaftliche Name Andrena fulva beziehen sie sich auf die leuchtend fuchsrote Behaarung an Körper und Hinterleib, welche die 12 bis 14 mm großen Weibchen aufweisen (Abb. 1). Kopf, Bauch und Beine sind hingegen schwarz behaart. Durch diese Farbkombination und den kräftigen, gedrungenen Körperbau lassen sie sich gut von anderen Sandbienenarten unterscheiden. Am ehesten können sie mit den Weibchen einiger Mauerbienenarten wie zum Beispiel der gehörnten Mauerbiene verwechselt werden. Die Mauerbienenweibchen sind nur auf dem Hinterleib leuchten rostrot behaart, während die Behaarung auf dem Rücken hellbraun oder schwarz ist. Zudem sammeln Mauerbienen den Blütenpollen als Proviant für ihre Nachkommen in einer “Bauchbürste” auf der Unterseite des Hinterleibes, während die Fuchsrote Lockenandbiene den Pollen mit Hilfe von Sammelhaaren an ihren Hinterbeinen transportiert. Auf der Unterseite an der Basis der Hinterbeine besitzt die Fuchsrote Lockensandbiene eine für Sandbienen typische Haarlocke (Abb. 2), die Flocculus genannt wird. Die Männchen der Fuchsroten Lockensandbiene sind mit 10 bis 12 mm Körpergröße etwas kleiner und deutlich schmaler gebaut als die Weibchen. Ihnen fehlt der markante schwarz-rote Pelz der Weibchen und sie sind gelb-braun behaart, wodurch sie in der Natur nur sehr schwer oder gar nicht von ähnlich aussehenden anderen Sandbienenmännchen (Abb. 3) unterschieden werden können.

  • Abb. 1: Die Weibchen der Fuchsroten Lockensandbiene (Andrena fulva) sind auf dem Rücken und dem Hinterleib leuchten rostrot behaart. Der Kopf, die Körperunterseite und die Beine sind hingegen schwarz behaart. Daran sind die 12-14 mm großen Weibchen sehr gut von anderen Sandbienenarten zu unterscheiden. Foto: Sonia Bigalk

  • Abb. 2: Von März bis Mai kann man unter anderem in Parks und Gärten die Weibchen der Fuchsroten Lockensandbiene beobachten. Durch ihre auffällige Färbung kann man sie beim Blütenbesuch an vielen verschiedenen Pflanzen entdecken.  Auf der Unterseite der Basis des Hinterbeines ist die für Sandbienen typische Haarlocke, Flocculus genannt, gut zu erkennen. Foto: Sonia Bigalk


  • Abb. 3: Im Gegensatz zu den Weibchen fehlt den Männchen der Fuchsroten Lockensandbiene die auffällige schwarz-rote Behaarung. Stattdessen sind sie wie das hier abgebildete Sandbienenmännchen locker bräunlich behaart und mit 10-12 mm etwas kleiner und von der Körperform auch deutlich schmaler als die Weibchen. Anhand von Fotos können viele Sandbienen-Männchen meist nicht unterschieden werden. Foto: Sonia Bigalk

  • Abb. 4: In der Nähe von Sandbienennestern können häufig auch Wespenbienen (Nomada sp.) beobachtet werden. Sie gehören zu den sogenannten Kuckucksbienen und legen als Brutschmarotzer ihre Eier in die fertigen Brutzellen bestimmter Sandbienenarten. Foto: Sonia Bigalk


Die Fuchsrote Lockensandbiene ist in Deutschland weit verbreitet. Galten die Bestände früher als ungefährdet und die Art als häufig, wurde sie in der im März 2025 erschienen Roten Liste der Wildbienen Baden-Württembergs aufgrund der abnehmenden Bestände und dem mäßig häufigen Vorkommen auf die Vorwarnliste gesetzt. Zu finden ist sie von März bis Mai vor allem in Gärten und Parks, aber auch an Weinbergen und Waldrändern. Die Weibchen nutzen eine sehr große Bandbreite  an Blumen- und Baumblüten um Pollen als Nahrungsvorrat für ihren Nachwuchs zu sammeln. Ihre Nester legen sie an licht bewachsenen oder offenen Bodenstellen z.B. an Wegrändern, entlang von Mauern oder auch auf Rasenflächen an. Dabei gräbt jedes Weibchen eine bis zu 55 cm lange Hauptröhre in den Boden von der aus die einzelnen Brutzellen abzweigen. Jede Brutzelle wird mit einem Pollenvorrat versehen und dann ein einzelnes Ei dazu gelegt. An geeigneten Standorten entsteht so eine richtige kleine Siedlung, bei der die einzelnen Nester nebeneinander gegraben werden. Jedes Bienenweibchen kümmert sich aber nur um die Niströhre für die eigenen Nachkommen. Eine Arbeitsteilung wie zum Beispiel bei Honigbienen gibt es nicht. Aus den Eier schlüpfen nach wenigen Wochen die Larven, die sich vom Pollenvorrat in ihrer Brutzelle ernähren. Anschließend verpuppen sie sich und aus der Puppe schlüpft die ausgewachsene Biene, die in der Brutzelle auch überwintert. Erst im nächsten Frühjahr verlässt die neue Generation Fuchsroter Lockensandbienen das Nest um sich fortzupflanzen und ihrerseits ein Nest anzulegen. Da viele Sandbienenarten gerne ihre Nester auf einer kleinen Fläche dicht beieinander bauen, lassen sich dort mit etwas Glück auch Wespenbienen (Abb. 4) beobachten. Wespenbienen sind zwar Wildbienen, erinnern aber durch ihre spärliche Behaarung und die schwarz-gelbe oder schwarz-rote Färbung stark an Wespen. Sie gehören zu den sogenannten Kuckucksbienen, die selbst keine Nester bauen sondern als Brutschmarotzer ihre Eier in die Brutzellen bestimmter Sandbienenarten hinzu legen.

Verfasser: S. Bigalk

Literatur zum direkt Nachlesen

  • Westrich, P. (2019): Die Wildbienen Deutschlands, 2. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart.
  • Scheuchl, E., Schwenninger, H.R., Burger, R., Diestelhorst, O., Kuhlmann, M., Saure, C., Schmid-Egger, C.  Silló, N. (2023): Die Wildbienenarten Deutschlands – Kritisches Verzeichnis und aktualisierte Checkliste der Wildbienen Deutschlands (Hymenoptera, Anthophila). Anthophila (1)
  • Webseite des Kompetenzzentrums Wildbienen
  • Schwenninger, H.R., Haider, M., Prosi, R., Herrmann, M., Klemm, M., Mauss, V. & Schanowski, A. (2025): Rote Lister und Verzeichnis der Wildbienen Baden-Württembergs. Naturschutz-Praxis Artenschutz 4, LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, Karlsruhe.
  • Rote Liste und Verzeichnis der Wildbienen Baden-Württembergs (Webseite)